Das Gespräch war interessant. Der Experte, ein Anwalt für Markenrechtsverletzungen. “Etwas müde!”, antwortete er auf meine Frage, wie es ihm persönlich geht. “6 Tage die Woche sind normal und 9/17 eher unbekannt.” Dunkelblauer Anzug, sportlich, athletisch und gut gekleidet. Eigentlich – das Hemd ist ungebügelt.
Wir sprechen über meine Arbeit. Ich erkläre ihm, dass die Bewusstseinsbildung des Menschen in Zeiten des 4.0 von den natürlichen Zyklen abgekoppelt wird. Ständige Unterbrechungen durch die Impulse von SMS, Email, Whattsapp, Telefonie und die fortschreitende Digitalisierung lenken das Bewusstsein des Menschen. Allerdings verlieren viele den Bezug zur Natur und zu Ihrem eigenen Lebensrhythmus. Das diese Transformation viel Segen mit sich bringt, ist unstrittig. Doch die wirklich große Transformation ist eine andere.
Die Algorithmisierung und die Automatisierung der Wirtschaft lassen sich nicht aufhalten. Es geht nun darum, das Konzept von Arbeit neu zu gestalten. Wenn alle Tätigkeiten, die berechenbar sind und effizienter gemacht werden können, unausweichlich von Maschinen übernommen werden, bleibt uns Menschen nur noch, was „schön“ ist – Aufgaben, die Vorstellungskraft, Einfallsreichtum, Empathie, Intuition, Fürsorge und Moral erfordern. Man könnte auch sagen: Menschliche Arbeit wird künstlerischer werden.
“Sie werden viel zu tun bekommen!”, ist seine Einschätzung. “Je mehr der Mensch den Kontakt zu sich selbst verliert, desto größer ist der Wunsch nach Glück.”
Andere Welten zugänglich machen und erkunden; das Individuum stärken inmitten der digitalen Kräfte; emotionale und spirituelle, nicht nur rationale und analytische Wahrheiten zulassen – all das sind Qualitäten, die Unternehmen im Computational Age aus der romantischen Bewegung des 18. und 19. Jahrhunderts entlehnen können. Vor dem Hintergrund von KI (künstlicher Intelligenz) und Automatisierung wird die Frage „Was macht uns menschlich?“ gleichzeitig zur Frage „Was macht uns als Marke, als Unternehmen eigentlich noch speziell?“. Die Antwort auf beide lautet: Romantik. Wenn Technologie alles erklärt, alles entzaubert, müssen Marken neue Mehrdeutigkeiten, neue Geheimnisse schaffen. Wenn alles hypereffizient ist, müssen Unternehmer Ineffizienzen zelebrieren, Überflüssiges tun und den empfindlichen Einschnitten in unsere menschliche Autonomie eine neue Empfindsamkeit entgegensetzen.
So könnten Unternehmen in der Zeit von Supercomputern, künstlicher Intelligenz und Automatisierung tatsächlich von der Romantik lernen.
Dazu ist das Flusstal geradezu prädestiniert. Man könnte auch sagen: Es lädt dazu ein!