Das Leben selbst ist ein Konsumgut geworden
In The Ascent of Humanity (dt. Titiel: Die Renaissance der Menschheit) beschreibt Charles Eisenberg diesen Prozess: Die Verwandlung des sozialen Kapitals, des natürlichen Kapitals, des kulturellen Kapitals und des spirituellen Kapitals in Geld:

„Damit die Wirtschaft weiter wachsen kann und das (auf Zinsen basierende) Geldsystem auch weiterhin überlebensfähig bleibt, müssen eigentlich auch die Natur und die menschlichen Beziehungen immer mehr zu Geld gemacht werden. Vor dreißig Jahren beispielsweise wurden die meisten Mahlzeiten zu Hause zubereitet. Heute werden etwa zwei Drittel aller Mahlzeiten außer Haus zubereitet, in Restaurants oder entsprechenden Abteilungen im Supermarkt. Aus einer ursprünglich unbezahlten Tätigkeit, dem Kochen, ist eine Dienstleistung geworden. Und davon sind wir reicher geworden. Oder?

Ein weiterer Motor des wirtschaftlichen Wachstums in den letzten drei Jahrzehnten, Kinderbetreuung, hat uns ebenfalls reicher gemacht. Wir sind jetzt davon entlastet, uns um unsere eigenen Kinder kümmern zu müssen. Stattdessen bezahlen wir Experten, die das sehr viel effizienter machen. In früheren Zeiten war auch die Unterhaltung kostenlos für alle. Jeder spielte ein Instrument, sang, spielte bei der Theateraufführung mit. Noch vor fünfundsiebzig Jahren hatte jede amerikanische Kleinstadt ihren eigenen Musikzug und ihr eigenes Baseballteam. Jetzt zahlen wir für diese Dienstleistungen. Die Wirtschaft ist gewachsen. Hurra.

Die Krise der wir heute gegenüberstehen, ist aus der Tatsache entstanden, dass es kaum noch soziales, kulturelles, natürliches und spirituelles Kapital gibt, das sich zu Geld machen ließe. Jahrhunderte, Jahrtausende beinahe ununterbrochener Gelderzeugung haben uns so mittellos gemacht, dass wir nichts mehr zu verkaufen haben. Unsere Wälder sind irreparabel zerstört, unsere Böden sind ausgelaugt oder werden ins Meer geschwemmt, unsere Fischgründe sind leer gefischt, das Regenerationsvermögen der Erde zum Recyclen unserer Abfälle ist erschöpft.

Unser kultureller Schatz an Liedern und Geschichten, Bilder und Symbolen wurde geplündert und urheberrechtlich geschützt. Jeder kluge Satz, der einem nur einfallen kann, ist bereits ein geschützter Slogan. Unsere ureigenen menschlichen Beziehungen Fähigkeiten sind uns genommen worden und werden uns jetzt wieder verkauft, sodass wir nun von Fremden und damit vom Geld abhängig sind. Das Leben selbst ist ein Konsumgut geworden. Heute verkaufen wir auch noch die letzten Reste unseres göttlichen Erbe: unsere Gesundheit, die Biosphäre und die Genome, ja sogar unsere eigenen Gedanken. Das ist der Prozess, der in unserem Zeitalter kulminiert.“

Die Geschäftemacher preisen sich, dass sie schlau sind und fähig. Aber in Dingen der Philosophie sind sie wie kleine Kinder. Während sie sich unter ihresgleichen gelungener Raubzüge rühmen, versäumen sie es, über das letzte Schicksal des Körpers nachzudenken. Und werden nie es erfahren vom großen Meister der Wahrheit, der die weite Welt in einer Schale aus Jade sah. Ch´en Tzu-Ang (656-698 n. Chr.)

Leben braucht Veränderung
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